Stressfraktur der Mittelfußknochen

Anatomie


Der Knochen des Menschen ist während des gesamten Lebens einem ständigen Umbauprozess unterworfen. Wird die individuelle Belastungstoleranz durch wiederholte submaximale gleichartige Reize überschritten, finden sich im Bereich mechanischer Spannungsspitzen Strukturveränderungen und Umbauvorgänge, die je nach Ausprägungsgrad Stressreaktion oder Stressfraktur (Ermüdungsfraktur) genannt werden. Es kommt dann meist zum Bruch des II. Mittelfußknochens direkt an der dünnsten Stelle hinter dem Mittelfußköpfchen.

Symptome


Anhaltende Belastungsbeschwerden finden sich in dem betroffenen Bereich über mehrere Wochen. Typisch für einen Ermüdungsbruch ist der gut lokalisierbare, fast punktförmige Druck- und Klopfschmerz. Ansonsten ist der klinische Befund in der Frühphase eher unauffällig. In der späten Phase können Weichteilschwellungen und spindelförmige Verdickungen im Bereich des betroffenen Knochens nachweisbar sein.

Ursache


Erst durch das Zusammenspiel mehrerer Überlastungsfaktoren wie Menstruationsstörungen, auffällige bzw. restriktive Essgewohnheiten, Essstörungen, geringe Knochendichte, eine Beinlängendifferenz und eine muskuläre Schwäche mit frühzeitiger muskulärer Ermüdung kommt es zur Stressfraktur. Ein zu schnell und/oder zu intensiv gesteigertes Training, ein nicht kontinuierlicher Trainingsaufbau bei Anfängern und Gelegenheitsläufern können sich dann ebenso schädlich auswirken, wie ein Training auf zu hartem schlecht dämpfendem Boden oder mit abgetragenem und/oder falschem Schuhwerk. Sollten sich diese Faktoren gleichzeitig auswirken, kommt es zu einer besonderen Belastungssituation.

Diagnose


In den ersten zwei bis drei Wochen nach Beginn der Symptome ist der radiologische Befund negativ. Daraus resultiert die häufige Fehldiagnose ?Insertionstendopathie? (Sehnenerkrankung im Bereich des Sehnenansatzes). Zur Sicherung oder zum Ausschluss einer Ermüdungsfraktur ist die Röntgenuntersuchung nach weiteren 4-8 Wochen zu wiederholen: Es ist jetzt eine Fissur nachweisbar oder eine zarte Callusmanschette als Zeichen der Reparationsvorgänge. Die Kernspintomographie ermöglicht ebenfalls eine frühzeitige Diagnostik und eine Klassifizierung, aus der sich Konsequenzen für die Therapie herleiten lassen.

Therapie


Die Behandlung der Stressfraktur hängt vom Grad der Schädigung und der Lokalisation (Durchblutungssituation) ab. Wesentliches Behandlungsprinzip ist es, alle Aktivitäten des Sportlers unterhalb der Schmerzgrenze zu halten. Radfahren, Schwimmen und Aquajogging sind dabei im Allgemeinen ohne Einschränkungen möglich. Stressfrakturen im Bereich der Mittelfußknochen sind in der Regel unproblematisch und heilen bei alleiniger Trainingspause nach 6-8 Wochen aus.

Auszuschließende Diagnose


Spreizfußbeschwerden, Morton`sche Neuralgie, chronische Osteomyelitis, osteogenes Sarkom, Osteoidosteom

Bewegungsanalyse


Die Bewegungsanalyse spielt in der Ursachenforschung für Ermüdungsbrüche eine entscheidende Rolle. Oftmals sind deutliche Fußfehlstellungen und/oder Beinachsenfehlstellungen zu erkennen. Diese sollten anhand eines individuellen Kräftigungsprogramms und einer orthopädischen Einlage korrigiert werden.
Die Bewegungsanalyse sollte erst nach vollständigem Abklingen der Fraktur
durchgeführt werden.

Versorgung

Alltagseinlage mit Ganzfußversteifung